Der Schlangenadler (Circaetus gallicus) ist ein ausgesprochener Nahrungsspezialist. Er ernährt sich hauptsächlich von größeren, bevorzugt ungiftigen Schlangen, die mehr als 90 % seines Nahrungsspektrums ausmachen. Ergänzt wird das durch andere Reptilien, selten sind Vögel und Amphibien dabei.
Reptilienreiche Landschaften sind eine Voraussetzung für den Schlangenadler. Sie sind an klimatische Bedingungen gebunden. Warme, trockene Habitate, mit einem eher lückenhaften Aufwuchs, sind ideal. Im eher atlantisch geprägten Mittel- und Westeuropa fehlt der Schlangenadler deswegen weitgehend. Sein nördlichstes Brutgebiet hat er in den baltischen Staaten, die mehr unter dem kontinentalen Klima mit heißen und trockenen Sommer stehen.
Größe: 60-70 cm
Gewicht: 1200-1300 g
Verbreitung: Nordafrika, Südwesteuropa bis Zentralasiens und Indien
Verbreitungsschwerpunkt in Europa: Spanien
Nahrung: Reptilien, vor allem (ungiftige) Schlangen
Lebensraum: warme, gemäßigte und tropische Habitate vom dichten Wald bis zur Halbwüste
Zugverhalten: Langstreckenzieher, überwintert südlich der Sahara in Afrika
Brutzeit: April - Oktober (Europa)
Nest: Bäume, in 3-6 m Höhe, selten Felsvorsprünge
Fortpflanzung: monogam, vermutlich über Jahre, 1 Ei, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 45-47 Tage, durch das Weibchen, flügge 60-80 Tage
Bruterfolg: 0,75 flügge Küken je Paar (Italien)
Höchstalter: 17 Jahre
Bestand: 9,9-16 Tausend Brutpaare in Europa, 54-98 Tausend Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet, Trend: uneinheitlich, Zunahme in Süd und Osteuropa, Abnahme in Nord- und Westeuropa
In Deutschland: ausgestorben, letzte Brut 1911 in RP.
Der Schlangenadler setzt zwei verschiedenen Lautäußerung, die vom Männchen und Weibchen vorgetragen werden. Eingesetzt werden die beiden Rufes sowohl im Flug als auch sitzend.
Der Schlangenadler ist als Brutvogel in Deutschland zum Beginn des 20. Jahrhunderts ausgestorben. Er war noch im 19. Jahrhundert ein regelmäßiger, nicht häufiger Brutvogel in ganz Deutschland. Offene reptilienreiche Landschaften mit einem warmen Klima, Moore, Heidelandschaften und lückige Wälder gehörten zu seinem bevorzugten Lebensraum. Klimatische Veränderung, das Trockenlegen von Mooren und Weidelandschaften, die Aufforstung, aber auch die Bejagung haben dazu geführt, dass der Schlangenadler aus Deutschland als Brutvogel verschwunden ist.
Im Pfälzer Wald ist 1911 und in der Südeifel um 1917 das letzte Brutpaar erloschen. Im Randowbruch der Brandenburger Uckermark gab es 1969 den letzten Brutversuch. Als sehr seltener Nahrungsgast tritt der Schlangenadler in Deutschland nach wie vor auf. Der Zugvogel kann von Anfang April bis Anfang Oktober in ganz Deutschland auftauchen.
Der Schlangenadler wurde bis 2005 in der Roten Liste der Brutvögel Österreichs als ausgestorben geführt. Es gibt Brutnachweise dieses Greifvogels aus dem 19. und dem beginnenden 20. Jahrhunderts. Diese sind jedoch umstritten, bzw. nicht hinreichend belegt. Der einzige tatsächlichen Brutnachweis stellt ein gesammeltes Ei, das vor 1806 in Niederösterreich einem Nest entnommen wurde und sich in der Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien befindet. Deswegen wurde diese Einstufung in der aktuellen Roten Liste der Brutvögel Österreichs von 2016 wieder zurückgenommen.
In der Schweiz brütet der Schlangenadler seit 2012 und regelmäßig seit 2015. Angesiedelt hat sich dieser Greifvogel im Waliser Rhônetal. Der Bestand ist mittlerweile auf sechs Brutpaare angewachsen, Stand 2023. Aus den insgesamt 27 Bruten seit 2012 sind 20 flügge Jungvögel hervorgegangen.
Beobachtungen des Schlangenadlers habe in den letzten Jahren nicht nur im Wallis stark zugenommen. Ende März kehren die Vögel aus der afrikanischen Überwinterung zurück. Im August setzt der Weg- und Durchzug ein, der sich bis in den Oktober ziehen kann.
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