Als Nahrungskonkurrent ist der Graureiher (Ardea cinerea) immer wieder der Verfolgung des Menschen ausgesetzt gewesen. Es geht ihm wie dem Kormoran, der in Deutschland auch schon fast ausgerottet war. Auch heute noch findet man in einschlägigen Fachzeitschriften der Angler Aufsätze, die die 'Fischdiebe' an den Pranger stellen. Dabei ist es eine Vielzahl an Faktoren, die die Fischbestände in unseren Gewässern beeinflussen. Lediglich in großen Fischzuchtanlagen, in denen der Tisch reich für den Graureiher gedeckt ist, kann er Schäden verursachen, die sich negativ auf den Bestand auswirken. Ein Abschuss der Vögel hilft dabei gar nicht. Etwa 75 Prozent der europäischen Population müssten vernichtet werden, ergaben Berechnungen, um Zuchtanlagen dauerhaft frei von Graureihern halten zu können. Es gibt eine Vielzahl von Schutzmaßnahmen, die hier sinnvoller eingesetzt werden können.
Der Graureiher ist heute noch Wild im Sinne des Bundesjagdgesetzes und darf in manchen Bundesländern bejagt werden. So werden zum Beispiel jedes Jahr in Schleswig-Holstein bis zu 200 Graureiher erlegt, obwohl der Bestand seit der Jahrtausendwende um 60 % zurückgegangen ist. Gegessen werden die Vögel nicht.
Größe: 90-98 cm
Gewicht: 1020-2078 g
Verbreitung: Europa, Asien, Afrika, fehlt in den Tundren, Steppen im Hochgebirge
Nahrung: Fische, Amphibien, kleine Säugetiere
Lebensraum: Flachwasserzone von Gewässern, feuchtes Grünland, extensiv genutzte Flächen
Zugverhalten: Stand, Kurz- und Mittelstreckenzieher
Höchstalter: 35 Jahre und 1 Monate
Brutzeit: Januar - Juni
Nest: in Kolonien, hohe Bäume in Mitteleuropa, sonst auch Bodenbrüter im Schilf
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, 3-5 Eier, 1 (2) Brut(en) pro Jahr, Brutdauer 25-26 Tage, flügge nach 42-55 Tagen
Bestand: 20-25 Tausend Brutpaare in Deutschland, 220 bis 390 Tausend in Europa, 0,8-3,7 Millionen Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet (Trend: stabil)
In Deutschland Jahresvogel, Zugvogel und Wintergast, brütet in ganz Deutschland
Der Graureiher nutzt in Deutschland extensive Wiesen, flache Gewässer, ist an Flussniederungen und im Bereich der Küsten zu finden. Er brütet in Kolonien, meist in einem lockeren und hohen Baumbestand. Die Brutkolonien werden oft über Jahre genutzt und können weitab von Gewässern liegen.
In Deutschland ist er nur lückenhaft verbreitet. Vor allem entlang der Flussläufe erreicht der Graureiher höhere Besiedlungsdichten. In gewässerarmen Regionen oder in der stark agrarisch geprägten Landschaft sind sie hingegen gering. Die überwiegende Anzahl der in Deutschland brütenden Graureiher sind Standvögel. Sie ziehen in der kälteren Periode des Jahres nicht in mildere Regionen. Es sind jedoch alle anderen Varianten des Zugverhaltens bei Vögeln schon festgestellt worden. Die Jungvögel wandern am Ende der Brutsaison in alle Himmelsrichtungen ab. Bei diesem Dispersionszug werden von manchen Vögeln Strecken von über 2000 km in kurzer Zeit zurückgelegt.
Der Herbstzug findet von Juli bis November statt. Deutsche Brutvögel überwintern von England bis Nordafrika. Zurückkehren diese Vögel von Februar bis April.
In Deutschland brüten zurzeit 20.000-25.000 Paare des Graureihers (Stand 2016). Er gehört zu den seltenen Brutvögeln. Sein Bestand wird als stabil angesehen, ist aber in den letzten Jahren rückläufig.
Die Graureiherpopulation hat in den letzten Jahrhunderten starke Bestandsschwankungen hinnehmen müssen. War es zunächst die Verfolgung durch den Menschen, ist im 20. Jahrhundert der Verlust an Lebensraum hinzugekommen. Die Begradigung der Flüsse, das Befestigen der Ufer, der Verlust von Auenlandschaften sind Faktoren, die zum Rückgang des Graureihers beigetragen haben. Aber auch schneereiche Winter setzten den Vögeln stark zu.
Nachdem der Graureiher 1983 unter Schutz gestellt wurde, haben sich die Bestände erholt. Bayern und Schleswig-Holstein haben die Schutzverordnung mittlerweile wieder aufgehoben und lassen einen Abschuss des Graureihers im Herbst wieder zu.
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