Kampfläufer

Calidris pugnax

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Schutzstatus des Kampfläufers gemäß der Roten Liste der Brutvögel des IUCN, in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Schutzstatus

Kampfläufer (Philomachus pugnax), Foto: Viola Wege
Kampfläufer (Philomachus pugnax), Foto: Viola Wege

Die Bezeichnung Prachtkleid für das Federkleid während der Paarungszeit trifft sicherlich beim Kampfläufer (Philomachus pugnax) am besten zu. Das Gefieder der Männchen erinnert dann sehr an eine barocke Perücke mit Halskrause.

Die Vögel haben ein sehr komplexes Paarungsverhalten. Nach der Rückkehr aus den Winterquartieren treffen sich die Vögel auf Balzplätzen, die oft über Jahre besetzt werden. Halskrause und Perücke der Männchen sind unterschiedlich gefärbt. Sie zeigen in Abhängigkeit ihrer Gefiederfärbung ein unterschiedliches Rollenverhalten während der Balz.

Territoriale Männchen besetzten die etwa einen Quadratmeter großen Balzarenen und verteidigen sie gegen andere territoriale Männchen. Kopfgefieder und Halskrause dieser Männchen sind in der Regel schwarz oder kastanienbraun bis orangerot gefärbt. Etwa 84 % der Männchen zeigen ein territoriales Verhalten. Sie verhalten sich aggressiv gegenüber ebenen Falls dunkel gefärbten Männchen. 

Kampfläufer mit einem weißen oder hellen Kopf- und Halsgefieder sind Satellitenmännchen. Sie besuchen die territorialen Männchen auf ihren Arenen und werden geduldet. 16 % der männlichen Kampfläufer sind Satellitenmännchen.

Eine dritte Paarungsstrategie wird von Männchen verfolgt, die während der Brutperiode ein Federkleid entwickeln, das dem der Weibchen ähnlich ist. Es sind Männchen, die in ihrer Körpergröße zwischen männlichen und weiblichen Vögel liegen. Sie entgehen so dem Aggressionsverhalten der anderen Männchen. Weniger als ein Prozent der Männchen zeigt dieses Verhalten. 

Es besteht keine Korrelation zwischen der Gefiederfärbung der Männchen und dem Interesse der Weibchen. Die Balz der Kampfläufer findet in den frühen Morgenstunden statt. Die Balzplätze werden meist zwischen zwei und drei Uhr in der Nacht durch die Männchen besetzt.  

Steckbrief

Größe: 20–32 cm

Gewicht: 70–254 g

Verbreitung: nördliches Eurasien, von Mitteleuropa bis zum Beringmeer   

Nahrung: Insekten, kleine Schnecken und andere Wirbellose

Lebensraum: feuchte Wiesen, Moore und Sümpfe, feuchte Tundra

Zugverhalten: Langstreckenzieher, überwintert vom tropischen Afrika bis Südostasien 

Brutzeit: Mai - Juni

Nest: Bodenbrüter, versteckt in der Vegetation

 

Fortpflanzung: polygyn ohne Paarbindung, 4 (3) Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 20–23 Tage, flügge nach 25–28 Tagen

Höchstalter: 13 Jahre und 11 Monate   

Bestand: 19–26 Brutpaare in Deutschland, 0,26-1,65 Millionen Brutpaare in Europa, Vögel weltweit unbekannt. 

Status: nicht gefährdet (Trend: stabil)

In Deutschland Zugvogel, nur noch wenige Brutpaare in Norddeutschland, vom Aussterben bedroht, Rote Liste Kategorie 1


Stimme

Der Kampfläufer ist ein stummer Vogel, auch das sehr komplexe Balzverhalten ist nicht von Rufen begleitet. Lautäußerungen nur in bestimmten Situationen.  So geben Weibchen klagende Fiep- oder Quäklaute von sich, wenn sie vom Gelege hochgeschreckt werden.

Rufe

Flugrufe


Verbreitung in Deutschland

Der Kampfläufer brütet in Deutschland hauptsächlich in offenen, feuchten Niederungslandschaften mit hohem Grundwasserspiegel, vorrangig in Küstennähe. Sein Lebensraum umfasst Überschwemmungswiesen, See- und Flussmarschen sowie moorige Feuchtgebiete. Der Bestand der Art ist in Deutschland stark rückläufig und steht kurz vor dem Erlöschen. Die verbliebenen Brutgebiete konzentrieren sich auf Norddeutschland, insbesondere auf die Nordseeküste. Das Vorkommen der Art ist stark fragmentiert, und ihre Zukunft als Brutvogel ist ungewiss.

Deutlich häufiger tritt der Kampfläufer noch als Zugvogel auf. Der Frühjahrszug findet von März bis Mai statt, während der Herbstzug Mitte Juni beginnt. Zunächst ziehen die nicht brütenden Vögel durch Deutschland, bevor später auch Brutvögel und Jungvögel folgen. Ende Oktober ist der Herbstzug abgeschlossen.

 

Das Brut- und Zuggebiet der Kampfläufer, die durch Deutschland bis nach Westafrika ziehen, erstreckt sich bis in den Nordosten Sibiriens.

Karte zur Verbreitung des Kampfläufers (Philomachus pugnax) in Deutschland während der  Brutzeit.
Brutvorkommen
Karte zum Auftreten des Kampfläufers (Philomachus pugnax) in Deutschland während der Zugzeit.
Durchzug

Bestandsentwicklung

Der Bestand des Kampfläufers in Deutschland ist seit der Mitte des 20. Jahrhunderts drastisch zurückgegangen, insbesondere in Niedersachsen, wo früher bedeutende Brutgebiete lagen. Während in den 1950er Jahren noch hunderte Weibchen brüteten, sank die Zahl bis in die 2020 Jahre auf nur noch 11 Brutpaare. Hauptursachen für den Rückgang sind Lebensraumverluste durch Entwässerung, Grünlandumbruch, Eindeichung und eine zunehmende Nutzungsintensivierung.

Merkmale

Der Kampfläufer weist einen extremen Geschlechtsdimorphismus auf. Die Männchen zeigen  während der Brutzeit ein auffälliges Kopfgefieder mit einer variabel gefärbten Halskrause, die von Schwarz, Kastanienbraun oder Dunkellila bis zu Weiß reicht. Bestimmte Farben korrelieren mit spezifischen Verhaltensrollen während der Balz.

Weibchen sind deutlich kleiner und haben ein unauffälligeres Gefieder ohne Kopfschmuck, mit dunkler Oberseite und heller gefleckter Brust. Jungvögel ähneln den Weibchen, besitzen jedoch eine rötlich-braune Brust- und Bauchfärbung sowie dunklere Oberseiten mit helleren Fransen.

Außerhalb der Brutzeit ähneln die Männchen in ihrer Färbung den Weibchen. Ihr Gefieder wird insgesamt schlichter und zeigt eine blassere, grau-bräunliche Oberseite mit einer helleren Unterseite. Die auffällige Halskrause und die Kopfbüschel, die während der Balz vorhanden sind, fehlen im Schlichtkleid. 

Quellen und Links

  • Van Gils J, Wiersma P, Kirwan GM (2020). Ruff (Calidris pugnax), version 1.0. In Birds of the World (del Hoyo J et al. Editors). Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY, USA. 
  • Wege V (2021): Fotos, alle Bildrechte bei der Fotografin
  • siehe auch Literaturvezeichnis 

Zitiervorschlag: