Rotschenkel

Tringa totanus

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Status–Einstufung des Rotschenkels auf der Roten Liste: weltweit, Österreich, Schweiz, Deutschland.
Rote Liste

Rotschenkel (Tringa totanus)
Rotschenkel (Tringa totanus)
Karte zur Verbreitung des Rotschenkels (Tringa totanus)
Verbreitung

Anfang des 19. Jahrhunderts war der Rotschenkel (Tringa totanus) ein weitverbreiteter Wiesenbrüter der Marschlandschaft in der norddeutschen Tiefebene. Auch im Alpenvorland war er nicht selten. Mit ihrem markanten Balzverhalten prägten die Vögel im Frühjahr das Landschaftsbild feuchter Mähwiesen. 

Die Trockenlegung solcher Wiesen, die frühere Mahdtermine ermöglichten, führte dazu, dass der Rotschenkel fast vollständig aus dem Binnenland verschwunden ist.

Nicht nur die Veränderungen in der Landwirtschaft haben zum Verschwinden des Rotschenkels beigetragen. Einen großen Einfluss hat auch der Prädatorendruck durch Fuchs und Waschbär. In der hessischen Wetterau werden seit einigen Jahren die Kiebitzbrutpaare durch massive Zäune geschützt. Die engmaschigen Anlagen sind 2 m hoch und mit stromführenden Litzen versehen. Der Erfolg ist überwältigend. Nicht nur der Kiebitz brütet wieder in großer Zahl im Gebiet, viele andere Arten profitieren davon. Neben Löffel-, Krick-, Schnatter- und Spießente hat auch der Rotschenkel zum ersten Mal in Hessen gebrütet.      

Als Brutvogel in Deutschland begegnet man dem Rotschenkel noch oft an den deutschen Küsten, im Marschgrünland und in den Salzwiesen. Im Binnenland ist er während der Zugperiode noch regelmäßig anzutreffen.      

Steckbrief

Größe: 27-29 cm

Gewicht: 85-155 g

Verbreitung: ganz Eurasien  

Nahrung: Insekten, Würmer, kleine Krebse und Schnecken

Lebensraum: offene Landschaft mit feuchtem Untergrund und niedriger Vegetation  

Zugverhalten: klimaabhängig, Zugvogel und Standvogel 

Brutzeit: April - Juni

Nest: Bodenbrüter versteckt in der Vegetation

Fortpflanzung: monogam Saisonehe mit 

langer Partnertreue, 4 (3-5) Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 22-29 Tage, flügge nach 23-35 Tagen

Höchstalter:  19 Jahre und 6 Monate   

Bestand: 11-18 Tausend Brutpaare in Deutschland, 340-484 Tausend in Europa, 1,3-3,1 Millionen Vögel weltweit 

Status: nicht gefährdet (Trend: ungewiss)

In Deutschland: Jahresvogel, Zugvogel, Wintergast, stark gefährdet, Rote Liste Kategorie 2, (Trend: abnehmend) 


Vogelstimmen

Der Rotschenkel gehört zu den auffälligen Vögeln. Man hört ihn oft, bevor man ihn sieht. Besonders während der Balzzeit wird der Balzflug von intensiven Rufen der Vögel begleitet. Dazu steigt der Rotschenkel bis zu 40 m auf. Im Gleit- und Schwirrflug geht es dann mit erregt vorgetragenen Lauten nach unten. 

In geeigneten Lebensräumen kann man das ganze Jahr über ein in Rufreihen vorgetragenes "tüt tüt" der Vögel hören, das sie besonders beim Auffliegen von sich geben.   

Balzrufe

Flugrufe

auch zu hören: Rotbauchunke

Verbreitung in Deutschland

Karte zur Verbreitung des Rotschenkels (Tringa totanus) in Deutschland
Verbreitung

In Deutschland ist der Rotschenkel ein Brutvogel der Salzwiesen. Er ist in den Poldern, Kögen und im Marschgrünland zu finden. Im Binnenland werden nasse Wiesen, Flussmarschen, sowie Hoch- und Niedermoore genutzt. 

75 % der deutschen Population brüten im küstennahen Bereich der Nordsee. Die übrigen Brutvorkommen sind im Bereich der Ostseeküste und entlang der großen Flussniederungen von Ems, Weser und Elbe zu finden. Außerhalb der norddeutschen Tiefebene brütet der Rotschenkel nur noch vereinzelt in Bayern, an der Donau bei Regensburg, im Altmühltal und in der Regenaue bei Cham.

Der Rotschenkel ist in Deutschland auch ein Zugvogel. Der Weg- und Durchzug findet von Juli bis September statt. Zwischen März und Mai erfolgt die Rücker in die Brutgebiete. Die Zugrichtung verläuft zum Teil in Südwestrichtung entlang der Küsten oder auch in einem südsüdwestlichen Verlauf durch das Binnenland. Rotschenkel der deutschen Population überwintern überwiegend von Nordfrankreich bis Marokko. Fennoskandinavische Vögel zieht es bis nach Westafrika. Im Deutschen Wattenmeer überwintert die Unterart T. t. robusta. Sie brütet auf Island und den Färöer Inseln.          

Grafik zur Bestandsentwicklung des Rotschenkels in Deutschland.
Bestandsentwicklung

Bestandsentwicklung

In Deutschland war der Rotschenkel im 19. Jahrhundert in der norddeutschen Tiefebene und im Alpenvorland eine weit verbreitete Art. Die großflächige Entwässerung nasser Wiesen und die Kultivierung der Moore, hat zu einem weitgehenden Rückgang dieser Schnepfe im Binnenland geführt. 

Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts entwickelt sich die Population unterschiedlich. Im Binnenland sind die Bestände im Zuge der anhaltenden Industrialisierung der Landwirtschaft und dem Prädatorendruck weiter rückläufig. Anders sieht es in den Salzwiesen und auf den Inseln von Nord- und Ostsee aus. Die Trendwende setzt mit dem Ende der Beweidung der Salzwiesen und der weniger intensiven Grünlandnutzung ein. Bemerkbar macht sich auch der fehlende Prädatorendruck auf den Inseln.

Dieser positive Trend kann aber die gesamte Entwicklung nicht aufhalten und kompensiert nicht den Rückgang des Rotschenkels im Binnenland. In der neuen Roten Liste der Brutvögel ist er 2021 in die Kategorie 2, stark gefährdet, aufgestiegen.

Der Rotschenkel in Österreich

In Österreich ist der Rotschenkel ein Brutvogel und Zugvogel, der von Anfang März bis Ende Oktober beobachtet werden kann. Nachweise im November sind selten. Der Zugverlauf konzentriert sich auf das Burgenland, das nordöstliche Weinviertel und den Bodensee. Selten sind Nachweise aus den anderen Teilen des Landes.

Die Brutpopulation beschränkt sich auf den nordöstlichen Bereich des Weinviertels und den Seewinkel östlich des Neusiedlersees und einem kleinen Bestand am Westufer. Der Rotschenkel bevorzugt Feuchtwiesen und Weiden. In Österreich wird der Bestand auf 40 - 210 Brutpaare geschätzt.

Karte zur Verbreitung des Rotschenkels in Österreich zur Brutzeit.
Verbreitung zur Brutzeit
Karte zur Verbreitung des Rotschenkels in Österreich zur Zugzeit.
Zug

Der negative Trend in Europa, mit einem Rückgang um 61 % seit 1990, hat sich in Österreich zunächst nicht bemerkbar gemacht. Seit 2010 machen der österreichischen Population die niederschlagsarmen Jahre sehr zu schaffen. Der Grundwasserspiegel sinkt und die feuchten Lebensräume des Rotschenkels trocknen aus. In der Roten Liste der Brutvögel Österreichs wird der Rotschenkel deswegen in die Kategorie gefährdet eingestuft.     

Vorkommen während des Zuges
Vorkommen während des Zuges

Der Rotschenkel in der Schweiz

In der Schweiz ist der Rotschenkel ein Zugvogel. Als Brutvogel ist er ausgestorben. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hat er im Mittelland gebrütet. Der letzte Brutnachweis wird auf 1919 datiert. Wie in vielen europäischen Ländern hat der Verlust seines Lebensraumes, das Entwässern der feuchten Wiesen und Moore, dazu geführt.  

Beobachtet werden kann der Rotschenkel von Anfang März bis Ende Oktober.  Der Frühjahreszug ist wesentlich intensiver als der Herbstzug. Der Großteil der Vögel zieht im April und Mai durch die Schweiz. 

Vogel des Jahres

Um auf seinen besonderen Schutzstatus oder auf den gefährdeten Lebensraum hinzuweisen, ist die Rotschenkel 2016 in Litauen zum Vogel des Jahres gewählt worden.

Bildergalerie

Quellen und Links

Zitiervorschlag: