Die Waldschnepfe (Scolopax rusticola) ist ein begehrtes Jagdwild, obwohl sie seit 20 Jahren auf der Roten Liste der bedrohten Brutvögel in Deutschland steht. Jährlich werden dennoch über 10.000 Exemplare in Deutschland erlegt. Besonders geschätzt ist der sogenannte Schnepfendreck, eine traditionelle Delikatesse, bei der aus den Innereien des Vogels – einschließlich des gefüllten Darms – eine Farce zubereitet und auf Brot gestrichen wird.
Henriette Davidis (1801–1876), Autorin des ersten deutschsprachigen Kochbuchklassikers, empfahl die Schnepfe vor dem Braten nicht auszunehmen. Dabei sollte ein Stück Weißbrot so unter den Vogel gelegt werden, dass sich der Darminhalt beim Bratvorgang darüber ergießen konnte. Ein besonderer Gruß aus der Küche.
Größe: 33 - 35 cm
Gewicht: 131 - 420 g
Verbreitung: gemäßigten und borealen Zone von Westeuropa bis in den Osten Japans und auf die Sachalin-Halbinsel.
Nahrung: Regenwürmer, Käfer, Spinnen, Schnecken, Samen und Früchte
Lebensraum: Feuchte Wälder mit dichtem Unterwuchs, nachtaktiv
Zugverhalten: Stand- und Zugvogel, überwintert im Mittelmeerraum, Südostasien und Teilen der japanischen Inseln
Brutzeit: März - Juli
Nest: flache Bodenmulde versteckt in der Vegetation
Fortpflanzung: polygam, 4 (2 - 6) Eier, 1 Brut pro Jahr. Brutdauer: 22 Tage, flügge nach 15-20 Tagen,
Bestand: 20-39 Tausend Brutpaare in Deutschland; 6,9-8,7 Millionen in Europa, 10-26 Millionen Vögel weltweit
Höchstalter: 16 Jahre, 4 Monate (geschossen)
Status: nicht gefährdet (Trend: stabil)
In Deutschland Standvogel, Zugvogel und Wintergast
Das Männchen der Waldschnepfe gibt während des Balzflugs eine Abfolge aus tiefen, dumpfen „Quorr“-Lauten, gefolgt von einem plötzlichen, niesenartigen Ton von sich, wobei die Sequenz alle 2–2,5 Sekunden wiederholt wird. Das Weibchen kann darauf mit einem weicheren Nieslaut vom Boden reagieren oder lautlos auf niedriger Höhe fliegen, während das Männchen darüber kreist. Außerhalb der Brutzeit ruft die Waldschnepfe beim Aufscheuchen oder im Flug ein hartes, schnepfenähnliches „schaap“, auch in der Nacht.
Die Waldschnepfe brütet in Deutschland hauptsächlich in feuchten, ausgedehnten Wäldern mit gut entwickelter Krautschicht. Wobei sie bevorzugt Laub- und Mischwälder mit humusreichen Böden und einem hohen Anteil an Regenwürmern besiedelt. Für den Balzflug der Männchen sind Schneisen und große Lichtungen von Bedeutung.
Besonders hohe Dichten gibt es in der Lüneburger Heide, im Münsterland, im Harz und in der Eifel, während dünn besiedelte Gebiete in landwirtschaftlich genutzten Regionen zu finden sind. In den Alpen kommt die Art bis 1.800 m Höhe vor, mit größeren Vorkommen im Werdenfelser Land und den Chiemgauer Alpen. In einigen Regionen wie dem Thüringer Becken oder Maintal ist die Waldschnepfe nur noch lokal verbreitet, während sie in Moorlandschaften wie dem Murnauer Moos noch bedeutendere Vorkommen hat.
In Deutschland ist die Waldschnepfe ein Standvogel, Zugvogel und Wintergast. Der Weg- und Durchzug findet im Oktober und November statt, der Heimzug in den Monaten März und April. Kälteeinbrüche in Nordeuropa können zu einem fluchtartigen Einfall in Deutschland führen. Deutsche Brutvögel sind überwiegend Standvögel. Ein Großteil der abziehenden Vögel verbringt den Winter in Großbritannien und Frankreich. Durch Deutschland ziehende Waldschnepfen stammen in der Regel aus Schweden und Finnland. Die Klimaveränderung hat zu einer Veränderung des Zugverhaltens geführt. Der Heimzug findet im Mittel 16 Tage früher statt, der Herbstzug bleibt unverändert.
Der deutsche Bestand der Waldschnepfe wird auf 20.000–39.000 Reviere geschätzt und gilt als stabil. In Deutschland sowie in anderen europäischen Ländern kam es bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts teils zu erheblichen Bestandseinbußen von über 60 %. Besonders gefährdet ist die Art durch die intensive Bejagung, denn jedes Jahr werden in Europa bis zu 3,7 Millionen Waldschnepfen erlegt. In Deutschland beträgt die jährliche Jagdstrecke etwa ein Viertel bis ein Achtel der gesamten Population. Zudem trägt auch der Lebensraumverlust zur Bedrohung der Art bei.
Männchen und Weibchen sehen gleich aus, wobei das Männchen einen etwas kürzeren Schnabel und längeren Schwanz hat; Jungvögel ähneln den Adulten, haben jedoch eine stärker gefleckte Stirn. Das rötlich-braune Gefieder mit dunkler Bänderung bietet eine hervorragende Tarnung im Unterholz des Waldes.
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