Picus canus
Der Grauspecht (Picus canus) ist ein naher Verwandter des Grünspechts. Beide Arten habe sich wohl erst nach der letzten Eiszeit zu eigenständigen Arten entwickelt. Sie sind sich in ihren Ansprüchen an den Lebensraum sehr ähnlich. In strukturreichen, halboffenen Landschaften brüten beide oft nebeneinander.
Grau- und Grünspecht zeigen ein ausgesprochen territoriales Verhalten. In der direkten Auseinandersetzung unterliegt der Grauspecht dem Grünspecht. Grauspecht Weibchen und Jungvögel werden nur während der Brutzeit im Revier geduldet. Verteidigt werden vor allem Schlafhöhlen und Nahrungshabitate. Weibchen wandern deswegen im Winter ab; oft in schlechtere Reviere und sind deshalb öfter am Futterhaus zu beobachten als Männchen.
Größe: 28-33 cm
Gewicht: 125-165 g
Verbreitung: Westeuropa bis Sachalin
Verbreitungsschwerpunkt in Europa: Mittelgebirge Zentraleuropa und Balkan
Nahrung: vor allem Ameisen und Ameisenpuppen, Insekten, selten Beeren, Obst, Fett am Futterhäuschen
Lebensraum: offene Landschaft mit kleinem Laubholzanteil, offene laub- und Mischwälder, Auwälder, Obstgärten und Parkanlagen
Höchstalter: 7 Jahre und 8 Monate (Totfund)
Brutzeit: April - Juli
Nest: Baumhöhle, jährlich neu, ovaler Eingang, Bauzeit bis 3 Wochen durch beide Geschlechter
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, 4-6 (7-9) Eier, 1 Brut pro Jahr, Brutdauer 15-17 Tage, flügge nach 24-25 Tagen
Bestand: 9,5-13,5 Tausend Brutpaare in Deutschland, 187-360 Tausend in Europa, 0,9-1, Millionen Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet, Trend: zunehmend
In Deutschland: Jahresvogel, stark gefährdet, Kategorie 2 der Roten Liste, Trend abnehmend
In Deutschland ist der Grauspecht vor allem in den Mittelgebirgen und im Alpenvorland verbreitet. Er fehlt weitgehend in der Norddeutschen Tiefebene.
Zu den bevorzugten Lebensräumen des Grauspechtes zählen in Deutschland lichte und strukturreiche Laub- und Mischwälder mit einem hohen Altholzanteil. Es werden auch Streuobstwiesen und große Parkanlagen angenommen. Der Grauspecht ist stärker an den Wald gebunden als der Grünspecht. Lichte Waldbereiche sind wichtige Nahrungshabitate, der Grauspecht ernährt sich vorwiegend von bodenbewohnenden Ameisen.
Der Grauspecht ist ein Standvogel. Er zeigt nur eine geringe Neigung zu Wanderungsbewegungen. Nach dem Ende der Brutzeit verlassen einige Grauspechte das Bruthabitat. Sie suchen im Frühwinter Auwälder und Ufergehölze auf und kehren erst im März zurück in das Brutgebiet.
Dem Grauspecht macht die intensive Forstwirtschaft sowie wie die Eutrophierung der Landschaft sehr zu schaffen. Er ist auf einen hohen Altholzbestand angewiesen. Ein großer Nährstoffeintrag führt zu einer dichten Bodenvegetation. Ameisen, eine wichtige Nahrungsquelle für den Grauspecht, sind dann nicht mehr erreichbar.
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