Das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) zeigt im Winter Formen sozialer Segregation. Untersuchungen am Zugverhalten und der Besetzung der Winterquartiere auf der Iberischen Halbinsel haben gezeigt, dass Weibchen viel weiter südlich als Männchen überwintern. Die Besetzung der Winterquartiere wird bestimmt durch das Geschlecht, das Alter und die Körpergröße. Weibchen, Jungvögel und kleinere Individuen besetzten qualitativ schlechtere Quartiere als dominante Vögel. Sie sind weniger in Wäldern zu finden und in schlechterer Kondition.
Größe: 14 cm
Gewicht: 14-25 g
Verbreitung: gesamte Westpaläarktis
Nahrung: Wirbellose Tiere, Früchte und Samen; selten sehr kleine Wirbeltiere wie Fisch, Eidechsen
Lebensraum: Gebüsch, Hecken, Unterholz von Wäldern, Parkanlagen und Gärten, Kulturfolger
Zugverhalten: Teilzieher, Deutsche Vögel werden im Winter durch nördliche und östliche Rotkehlchen ersetzt
Brutzeit: April - Juni
Nest: Bodennester, Baumhöhlen, Nistkästen sehr vielseitig
Fortpflanzung: monogame Saisonehe, selten Bigynie, 4-6 (2-9) Eier, 2 (3) Bruten pro Jahr, Brutdauer 12-15 Tage, Nestlingsdauer 10-21 Tage
Höchstalter: 19 Jahre, 4 Monate
Bestand: 3,4-4,4 Millionen Brutpaare in Deutschland, 58,7-90,5 Millionen in Europa, 130-201 Millionen Vögel weltweit
Verbreitungsschwerpunkt: sehr häufiger Brutvogel in fast ganz Europa, eng an Wälder gebunden
Status: nicht gefährdet, Trend: zunehmend
In Deutschland Jahresvogel, Zugvogel, Wintergast, sehr häufiger Brutvogel in ganz Deutschland, nicht gefährdet, Trend: stabil
Als einer der häufigsten Singvögel in unseren Breiten ist das Rotkehlchen, auch mit seinem Gesang allgegenwärtig. Mit 275 nachgewiesenen, sich fortlaufend ändernden Motiven, ist sein Gesang äußerst variabel. Rotkehlchen zeigen ein ausgesprochen territoriales Verhalten. Im Winter besetzten Männchen und Weibchen getrennte Reviere, die auch durch Gesangsaktivität markiert werden. In der Regel gibt das Weibchen im Januar sein Herbstrevier auf und paart sich mit dem benachbarten Männchen.
In Deutschland ist das Rotkehlchen ein Brutvogel verschiedener Waldtypen. Es nimmt Hecken und Feldgehölze an und brütet in den Alpen bis zu Baumgrenze in 1900 m ü. NN. Als Kulturfolger brütet es in Gärten, Parkanlagen und auf Friedhöfen.
Das Rotkehlchen ist in Deutschland ein Brutvogel, Zugvogel und Standvogel. Deutsche Rotkehlchen überwintern vorwiegend in Frankreich und auf der Iberischen Halbinsel. Nur wenige Vögel ziehen bis nach Nordafrika. Ersetzt werden sie im Winter durch Rotkehlchen aus Nord- und Osteuropa, die in Deutschland überwintern.
Ab Mitte Februar kehren die Rotkehlchen aus dem Winterquartier zurück. Der Heimzug setzt sich bis Ende April fort. Der Wegzug setzt Ende August ein und erstreckt sich bis Mitte November. Ringfunde zeigen, dass Überwinterung bei Vögeln in Nordwestdeutschland vorkommt.
Mit fast 3,9 Millionen Brutpaaren gehört das Rotkehlchen zu den Top Ten der deutschen Brutvögel. Sein Bestand wird langfristig als stabil eingeschätzt.
Strenge Winter können zu Populationsschwankungen führen. Dabei korreliert diese mit der mittleren Temperatur im Januar. Die urbane Population reagiert weniger empfindlich auf die kalte Witterung als waldbewohnende Bestände. Auch ein nasses Frühjahr kann zu Einbrüchen in den Beständen führen.
Das Rotkehlchen ist in Deutschland und in anderen Ländern mehrfach zum Vogel des Jahres ernannt worden. Ausschlaggebend war bei der deutschen Auszeichnung der Bekanntheitsgrad. Wurde es 1992 noch vom NABU und dem LBV ausgewählt, entschied 2021 eine Abstimmung via Internet über die Vergabe des Titels.
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