Landflucht bei der Felsenschwalbe. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Felsenschwalbe immer mehr zum Kulturfolger entwickelt. Ein Prozess, der bei der Mehl- und Rauchschwalbe so konsequent vollzogen wurde, dass es in Deutschland keine Brutvorkommen mehr außerhalb des urbanen Raums gibt. Mit Ausnahme einer Mehlschwalbenkolonie im Kreidefelsen von Rügen.
Die Felsenschwalbe ist ein Brutvogel der alpinen Felsformationen. Die Alpen stellen die nördliche Verbreitungsgrenze dieser Art dar, ein paar wenige brüten auch im Südschwarzwald.
Zunächst wurden eher felsähnliche Brutplätze, wie Burgmauern oder Brücken angenommen. Mittlerweile sind es aber oft Gebäude, an den sie unterhalb des Dachvorsprunges nistet. Besonders häufig kommt es zu Gebäudebruten in Gebieten mit einer hohen Populationsdichte. In weniger stark besiedelten Bereichen, findet man auch heute noch fast ausschließlich Felsbruten.
Eine Veränderung zeichnet sich auch im Migrationsverhalten der Felsenschwalbe ab. Immer mehr Vögel überwintern in den Alpen, in tieferen Lage. Im Unterschied zu den drei anderen mitteleuropäischen Schwalbenarten, ist die Felsenschwalbe kein Langstreckenzieher, der südlich der Sahara die kalte Jahreszeit verbringt. Das Überwinterungsgebiet dieser Schwalbe beginnen schon jenseits des Alpenhauptkamms und erstrecken sich über den gesamten Mittelmeerraum.
Größe: 14-15 cm
Gewicht: 17-33 g
Flügelspannweite: 26-31 cm
Verbreitung: Iberische Halbinsel bis in den Nordosten Chinas
Nahrung: Fluginsekten, Fliegen, kleine Käfer, Tagfalter, Spinnen
Lebensraum: gebirgige Regionen, Felswände, Steinbrücke, Klippen am Meer, selten Brücken oder andere Gebäude
Zugverhalten: Nordische Populationen zieht in den Mittelmeerraum, Überwinterungen im Brutgebiet nehmen zu
Brutzeit: Mai-August
Höchstalter: 9 Jahre
Nest: Schalenartiges Nest aus Lehm in Felsspalten, selten Gebäuden.
Fortpflanzung: monogam über mehrere Jahre, 4-5 Eier, 2 Bruten pro Jahr, Brutdauer 14-15 Tage, durch beide, flügge 24-28 Tage
Bruterfolg: 3-4 flügge Küken je Paar, jedoch stark witterungsabhängig
Bestand: 70-110 Brutpaare in Deutschland, 180-340 Tausend Brutpaare in Europa, 1,2-2,3 Millionen Vögel weltweit
Status: nicht gefährdet, Trend: stabil
In Deutschland: nicht gefährdet, Trend: zunehmend
Die Felsenschwalbe ist nicht so ruf- und gesangsfreudig wie andere Schwalben. Man kann folgende Lautäußerungen unterscheiden. Den Gesang, ein leise, schwätzende Abfolge verschiedener Kontakt- und Erregungsrufe. Den Kontaktruf, ein kurzer, schnurrender Laut wie "zrrr", "dschr" oder "trt". Sie dienen der Kommunikation innerhalb der Gruppe. Den Erregungs- oder Alarmrufen, schrillere und intensivere Laute wie "gsigsi" oder "trek trek", die bei Gefahr oder Störungen ausgestoßen werden.
In den Felswänden der Alpen, aber auch in Steinbrüchen und auch an Gebäuden ist die Felsenschwalbe in Deutschland zu finden. Unter Felsvorsprüngen und Spalten brütet sie von den Allgäuer Alpen bis Berchtesgaden und seit 2007 auch im Südschwarzwald. In Höhen zwischen 500 und 1500 m ü. NN besetzt sie bevorzugt nach Süden ausgerichtete Felswände.
Die erste Gebäudebrut wurde 1988 am Schloss Neuschwanstein dokumentiert. In Bayern bevorzugt sie mittlerweile eher Gebäude als Steinbrüche.
Die Felsenschwalbe ist in Deutschland ein Zugvogel. Ab Ende Februar werden die Brutreviere wieder besetzt. Der Frühjahrszug erstreckt sich bis in den April. Der Wegzug setzt Ende August ein und zieht sich bis in den Oktober.
Nur sehr selten ist die Felsenschwalbe nördlich des Schwarzwaldwaldes beobachtet worden. 1997 schafft es ein Exemplar bis auf die deutsche Hochseeinsel Helgoland.
Am Falkenstein bei Pfronten konnte 1916 die erste Brut einer Felsenschwalbe nachgewiesen werden. Bis in die 1980er Jahre war sie ein unregelmäßiger Brutvogel in Deutschland. Nur zehn Brutpaare waren es 1985. Seitdem hat sich die Population langsam und stetig weiter entwickelt. Das Brutareal dehnt sich mittlerweile bis in die Berchtesgadener Alpen und in den Schwarzwald aus. Aktuell wird der Bestand (2016) auf 70-110 Brutpaare geschätzt, mit steigender Tendenz.
Die Felsenschwalbe ist in der Schweiz ein Brutvogel der Alpen und seit den 1980er Jahren auch wieder des Schweizer Juras. Als Bruthabitat werden Felswände bevorzugt, in den letzten Jahren auch immer mehr Gebäude. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt zwischen 900 und 1800 m ü. NN. Bruten über 2500 m wurden auch schon festgestellt.
Seit der Jahrtausendwende ist der Bestand in der Schweiz um 60 % angestiegen. Zugenommen habe die Bruten an Gebäuden und die Bestände haben sich verdichtet. Ein Grund wird auch im Bauboom in den Alpen gesehen. Die Felsenschwalbe entwickelt sich immer mehr zum Kulturfolger. Seit 2000 brütet sie im Stadtgebiet von Bern.
In der Schweiz ist die Felsenschwalbe ein Zugvogel. Mitte Februar kehren diese Schwalben zurück in die Brutreviere. Der Herbstzug erstreckt sich von Ende August bis in den Oktober.
Einige Felsenschwalben überwintern auch in der Schweiz. Dabei scheint nicht nur die Klimaveränderung eine Rolle zu spielen, sondern auch die Anpassung an den urbanen Raum. In Kälteperioden gehen die Schwalben in Fribourg über den Becken der städtischen Kläranlage auf Nahrungssuche.
In Österreich ist die Felsenschwalben ein Brutvogel der Alpen. Ihren Verbreitungsschwerpunkt hat sie in den Zentralalpen Westösterreichs. Nach Norden und Osten nimmt die Besiedlungsdichte ab.
Dort besetzt sie, bevorzugt in Höhen zwischen 500 und 1900 m ü. NN Felswände, ist aber auch immer mehr an Gebäuden zu finden. Die erste Gebäudebrut wurde in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts an einer Autobahnbrücke dokumentiert. In Süd- und Westösterreich brütet sie mittlerweile überwiegend an Häusern. Im Nordösterreich wurde hingegen noch keine Gebäudebrut festgestellt.
Ende Februar kehrt die Felsenschwalbe zurück aus ihrem Winterquartier. Der Wegzug setzt im August ein und zieht sich bis in den Oktober. Auch in Österreich überwintern Felsenschwalben.
Die braune, unscheinbar gefärbte Felsenschwalbe ist eindeutig an den Flecken auf den Steuerfedern des Schwanzes zu erkennen. Die Geschlechter sind gleich gefärbt. Bei den Jungvögeln sind die Flecken auf den Steuerfedern kleiner als bei den Adulten.
Zitiervorschlag: