Der Bluthänfling (Linaria cannabina) trägt seinen Namen aufgrund der blutroten Färbung, die die Männchen ab dem dritten Lebensjahr zur Balzzeit schmückt. Sie ist blutrot.
Hänfling bedeutet Hanfsamenfresser und ist Bezeichnung für Vögel, die seit 1511 belegt ist. Auch der Artname 'cannabina', dem im Carl von Linné verliehen hat, trägt dem Rechnung.
Außerhalb der Brutzeit sind die Vögel sehr gesellig und streifen gemeinsam bei der Nahrungssuche durch die Feldflur.
Größe: 13 - 14 cm
Gewicht: 15 - 26 g
Verbreitung: Europa ohne N-Europa, Westsibirien, Nordafrika, westliches Zentralasien
Nahrung: Samen, Knospen, Blüten, Früchte und Wirbellose
Lebensraum: offene Landschaft, mit Büschen und Hecken im Tiefland, Kulturfolger, Parks und Gärten. Außerhalb der Brutzeit in Gruppen auf Ödland und Ruderalflächen
Zugverhalten: Standvogel, Zugvogel im Nordosten des Verbreitungsgebietes.
Brutzeit: April - August
Fortpflanzung: monogam, 4 - 6 Eier, 2 - 3 Bruten pro Jahr. Brutdauer: 11 - 13 Tage, flügge nach 10 - 14 Tagen. Jungvögel 2 Wochen unabhängig.
Höchstalter: 8 Jahre 11 Monate
Bestand: 125 - 235 Tausend Brutpaare in Deutschland. 12 - 14,5 Millionen in Europa.
Status: weltweit nicht gefährdet, in Deutschland stark rückläufig
Rote Liste Deutschland: Kategorie 3 - Gefährdet
Bedrohung: Nahrungsmangel, Veränderung in Landwirtschaft
Brutvogel in Deutschland
Wegen seines variantenreichen Gesanges war der Bluthänfling immer schon ein beliebter Käfigvogel. Den sehr lehrreichen Jungvögeln hat man erfolgreich versucht, die Gesänge anderer Vogelarten oder auch ganz andere Laute beizubringen. Der französische Naturforscher Georges-Louis Leclerc de Buffon berichtet spöttisch von einem britischen Apotheker, dessen Bluthänfling einen gewissen Ruhm mit seiner Gesangskunst erlangte. Sein Gesang bestand aus den Worten 'pretty boy', die er deutlich zum Ausdruck bringen konnte.
Die Flugrufe des Bluthänflings sind sehr markant. Ein auffliegender Schwarm lässt sich leicht daran erkennen.
Der wärmeliebende Bluthänfling ist in Deutschland ein Brutvogel der offenen und reich strukturierten Agrarlandschaft. Ackerbrachen, Ruderalflächen, Trockenhänge und Weinberge werden gerne von ihm angenommen. Er ist fast flächendeckend in Deutschland verbreitet. Die Besiedelungsdichte nimmt aber von Norden nach Süden ab. Auch in den waldreichen Höhenlagen der Mittelgebirge tritt der Bluthänfling nicht so häufig auf.
In Deutschland ist der Bluthänfling ein Teilzieher, der zum Teil auch in Deutschland überwintert. Im Frühjahr beginnt der Zug Anfang März und setzt sich bis in den Mai fort. Der Wegzug findet ab August statt und zieht sich bis in den November.
Der Bluthänfling (Linaria cannabina) gehört in Deutschland zu den Vögeln mit den größten Bestandseinbrüchen in den letzten Jahren. In vielen Bundesländern hat die Population Rückgänge von mehr als 50 % erlitten. Die Ursachen liegen vor allem in den Veränderungen in der Landwirtschaft. Durch die Industrialisierung der Prozesse, dem Einsatz von Pflanzenvernichtungsmitteln, dem Fehlen von Ackerrandstreifen sind die Wildkräuter im Offenland stark zurückgegangen. Es fehlt dem Bluthänfling an geeigneter Nahrung. Er wird deshalb auf der Roten Liste gefährdeter Brutvögel in Deutschland in der Kategorie 3 - gefährdet geführt. In den letzten Jahren haben sich die Bestände leicht erholt.
Obwohl die Bestände des Bluthänflings in den letzten zwei Jahrzehnten um mehr als 50 % zurückgegangen sind, ist der Bluthänfling vom NABU und dem LBV noch nie zum Vogel des Jahres ernannt worden. Auch in anderen Ländern ist ihm diese Ehre bisher nicht zuteilgeworden. Lediglich in Luxemburg wurde er 2019 zum Vogel des Jahres gekürt. Die Wahl wurde begründet mit dem Lebensraumverlust, der zu massiven Rückgang in den Bestandszahlen geführt hat.
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