Neozoen in Deutschland

Als Neozoen bezeichnet man Tierarten, die nicht auf natürlichem Wege aus eigener Kraft nach Deutschland gelangt sind, sondern durch direkte oder indirekte menschliche Einwirkung eingeschleppt, eingeführt oder ausgesetzt wurden. 

Invasive Vogelarten

Invasive gebietsfremde Arten sind laut der Europäischen Union Pflanzen, Tiere, Pilze oder Mikroorganismen, die durch menschliches Zutun in neue Gebiete gelangen und dort Schäden verursachen. Sie bedrohen die Biodiversität, indem sie heimische Arten verdrängen, Lebensräume verändern und Krankheiten übertragen. Zudem haben sie wirtschaftliche Folgen, da sie in der Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei erhebliche Schäden anrichten.

Die EU fordert von ihren Mitgliedstaaten präventive Maßnahmen, um die Einschleppung neuer invasiver Arten zu verhindern. Zudem sollen etablierte Arten konsequent bekämpft und Maßnahmen zur Eindämmung umgesetzt werden. 

Folgende Vogelarten sind als invasiv eingestuft:

  • Nilgans (Alopochen aegyptiacus) : In Deutschland etablierter Brutvogel. Brütet seit 1981 (RP) in Deutschland. Bestände haben seit der Jahrtausendwende stark zugenommen. 
  • Schwarzkopf-Ruderente (Oxyura jamaicensis): Verdrängte die stark bedrohte Weißkopf-Ruderente. Hat Anfang der Jahrtausendwende gelegentlich in Deutschland gebrütet. Hat regelmäßig in den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien gebrütet. Mittlerweile stark dezimiert.    
  • Pharaonenibis (Threskiornis aethiopicus): Tritt bisher nur selten in Deutschland auf. Größere Kolonien an der Westküste Frankreichs und in der italienischen Po-Ebene. Hat 2013 am Ismaninger Speichersee in Bayern zum ersten Mal in Deutschland gebrütet. 
  • Glanzkrähe (Corvus splendens): Aus Indien stammende Krähenart, die vermutlich als Schiffspassagier 1994 in die Niederlande gelangte. Es entwickelte sich eine kleine Brutkolonie, die auf 30 Paare anwuchs. 2015 ausgerottet. Kein Nachweis bisher in Deutschland. 
  • Rotsteißbülbül (Pycnonotus cafer): Brütet seit 2018 auf der kanarischen Insel Fuerteventura und ist bisher nicht in Deutschland festgestellt worden. Der Rotsteißbülbül wird von der IUCN zu den 100 schlimmsten invasiven Arten weltweit gezählt. Er tritt besonders aggressiv auf, verdrängt andere Arten und verursacht erhebliche Schäden in der Landwirtschaft.   
  • Hirtenmaina (Acridotheres tristis): Tritt bisher nur sporadisch in Deutschland auf. Kurzfristig entstandene Brutvorkommen sind rasch wieder erloschen. Erster Brutnachweis 1971 in Hamburg.

Regelmäßig in Deutschland brütende Neozoen

Vogelart

Erstbe-obachtung

Erstbrut

in Deutschland

Anzahl Brutpaare

(Stand 2016)

Nandu 2000 2001 268 
Schwarzkopf-Ruderente 1980 2001 0
Schwarzschwan 1950er Jahre 1963 10–30
Kanadagans 1884 1920er/1957 (BY) 8.500-14.500 
Weißwangengans 1988 (SH) ~30 (2005*)
Höckergans 1854 1967 (BY) 5–10 
Streifengans 1956 1956 (BY) 6–25
Schneegans 1980 (SH) 1982 (SH) 5–10
Nilgans 1866 1981 (RP) 8.000–12.500
Rostgans 17. Jh. 1963 (SH) 190–240
Brautente 1888/1890 1995 (NW) 25–35
Mandarinente 1896 1954 (SN) 470–650
Rotschulterente ? 1997 (NW) 0–1 
Jagdfasan 12. Jh. 12. Jh. 165.000–225.000
Königsfasan 1910 1916 (BW) 0
Wildtruthuhn 1889 1889 (MV) 60–80
Moorschneehuhn 1893 1940er (NW) 0 BP (1999)
Chileflamingo 1966 1983 (NW) 13
Kubaflamingo 1994 1995 (NW) 0
Rosaflamingo vor 1983 1987 (NW) 9
Straßentaube ~2. Jh. nach 2. Jh. 170.000–280.000 
Mönchsittich 1892 1920er (BY) 0 (2005)
Alexandersittich 1980er Jahre 1987 (HE) 170–180
Halsbandsittich 1967 1969 (NW) 1.700-2.500
Gelbkopfamazone 1984 1986 (BW) 5–10 
Zebrafink 1993 1993 (BE) 0

Anmerkungen:

  • Abkürzungen: BP = Brutpaare; BY = Bayern; SH = Schleswig-Holstein; RP = Rheinland-Pfalz; NW = Nordrhein-Westfalen; HE = Hessen; HH = Hamburg; MV = Mecklenburg-Vorpommern; BE = Berlin; SN = Sachsen.
  • Weißwangengänse: Neben der kleinen Population von Weißwangengänsen, die aus menschlicher Haltung stammt, gibt es auch einen Bestand, der eindeutig auf wild lebende Vögel zurückgeht. Dieser umfasst mittlerweile 750–800 Brutpaare.  
  • Die Straßentaube gilt als Archäozoon (vor 1492 eingeführt). Der Jagdfasan ist seit dem Mittelalter etabliert.

Quellen und Links

Zitiervorschlag: